Ein seltsames Buch – Little, Big von John Crowley

Manche Bücher haben es in sich, sie inspirieren Dein Leben, halten Dir einen Spiegel vor, begeistern Dich, was auch immer. Manche Bücher berühren einen, bringen einen zum Weinen, Lachen, Mitfühlen. Dafür liest man ja auch Bücher, wenn es sich nicht gerade um Fachliteratur handelt. Das Buch, an dem ich gerade lese, tja… was soll ich davon halten? Als ich zum ersten Mal begann, las ich zwei Seiten, legte es weg, da ich den Eindruck hatte, ich verstünde nicht, worum es ginge. Vielleicht hatte ich doch meine Englischkenntnisse überschätzt?

Ich konnte nicht feststellen, ob es sich bei den gelesenen Absätzen um fiktionale Realität, ein Märchen, einen Traum oder Fantasy handeln sollte. Die Charaktere hatten Namen wie die Protagonisten von Fabeln oder Märchen: George Mouse, Smoky Barnable, Daily Alice Drinkwater. Einige Stellen waren zu lesen wie eine banale Familiengeschichte, dann wieder zwischen durch kommt etwas absolut Fantastisches… ich war genervt und legte das Buch weg, aber es ließ mich nicht los. Und dann verstand ich erst, so sollte das Buch sein, es läßt einen über seinen Realitätgehalt im Unklaren. Erst mit der Zeit versteht man die Dinge besser.

Gut gelaunt las ich weiter – eine Geschichte wie eine Mischung aus Allendes “Geisterhaus“, Michael Endes Kurzgeschichten, versehen mit Theosophie und vermischt mit social und urban fantasy. Ich war zufrieden, das Buch war viel versprechend. Dann kam es, mitten im Buch beschreibt der Autor eine Szene… genau so hatte ich mir die Schlüsselszene für eine Kurzgeschichte vorgestellt, an der ich gerade arbeite. In einem weiteren Kapitel wird ein Charakter beschrieben, der genauso traumsüchtig ist, wie ich es als postpubertäres Mädchen war. Und die Namen, die der Autor den Kindern von Smoky und Alice gab, waren fast dieselben, die ich für einen Roman, auch über eine Familiengeschichte, in Verwendung hatte … So ein Frust.

Werde ich meine Geschichten trotzdem fertig schreiben, dann könnte es mal heißen – “Ja, da hat sie sich von John Crowley Little, Big beeinflußen lassen!” Hmmm, ich habe aber eine Theorie, Bücher sind wie ihr Inhalt und Leser sind wie ihre Bücher. Was ich damit meine? Zum Beispiel folgendes: Agatha Christies “Der seltsame Mr. Quin”, Es handelt sich dabei um eine Harlequinade in Form von Detektivgeschichten (oder umgekehrt?), wo der Hauptcharakter nur zu besondern Tagen des Jahres auftaucht – Silvester, Weihnachten …. Genauso war das Buch. Ich bekam es zu Weihnachten, nach den Feiertagen war das Buch verschollen, zu Ostern fand ich es wieder, danach war es wieder weg, zurück war es dann zu meinem Geburtstag …. soviel zu Bücher sind wie ihr Inhalt.

Zurück zu Little, Big. Darin wird erklärt, dass fairies (die einer der Charaktere sogar per Darwin erklärt, dann später in der Geschichte kommen andere Theorien) sich im Gegensatz zu den Menschen besser an die Zukunft als an die Vergangenheit erinnern können – dann könnte ich mich ja theoretisch doch an das Buch erinnern, obwohl ich es erst jetzt lesen würde, und wurde nicht nachträglich, sondern vor dem Lesen des Buches davon inspiriert (klar, ich bin keine fairy!). Man könnte dererlei Ereignisse auch mit morphogenetischen Feldern in Verbindung bringen (praktisch…) oder der Akasha-Chronik.

Der Hausverstand sagt dann – Zufall oder die meisten Dinge haben sich schon auch andere gedacht…

Fazit: Man schreibe trotzdem alles und genieße die Tatsache, dass auch andere Menschen sehr ähnlich denken und vor allem empfinden können.

Ach ja, dieser Beitrag läßt sich auch als Buchempfehlung verstehen – lest “Little, Big” von John Crowley, es ist eine sehr menschliche Geschichte auf sehr fantastische Weise.

Alles Liebe,

eure Elisa

2 Antworten auf „Ein seltsames Buch – Little, Big von John Crowley“

  1. Liebe Elisa,
    es ist so selten, dass mein Lieblingsbuch “Little, Big” irgendwo besprochen wird. Umso größer war die Freude, als ich über eine Google-Suche auf deinem Blog landete. Tolle Rezension, und obwohl ich das Buch mehrmals gelesen habe, schreibst du noch über Dinge, die mir entgangen waren (z.B. Sommersonnenwende). Danke.
    Viele Grüße
    Frank

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