Elisalon präsentiert: Robert Nazeby Herzig

“Elisalon präsentiert” ist eine neue Themenreihe innerhalb meines Blogs, die Künstlern aus meinem Umfeld gewidmet ist. Der erste Artikel stellt Robert Nazeby Herzig vor, einen Grafiker, Comiczeichner und Maler. Robert, italienisch-britischer Herkunft lebt derzeit vor allem in Mailand und bereitet eine Ausstellung in Tokyo vor. Vergangenen Montag besuchten wir ihn auf unserem Weg ins Centro d’Ompio. Bei einem Brunch erzählte er uns von seinen Projekten und seinem Aufenthalt in Japan.
Das Apartment in der Nähe der U-Bahn-Station De’ Angeli ist unglaublich schwül. Die Rollläden verdunkeln das Arbeitszimmer, um die Mailänder Hitze draußen zu lassen. Robert zeigt mir den Entstehungsprozess einer seiner Arbeiten – ein weiblicher Akt in Sepia – vom Sketch über den Scann bis zum Druck auf Leinwand, der noch mit Acrylfarben überarbeitet wird. Robert bereitet seine Werke für seine Ausstellung in Tokyo vor. In dem weiblichen Akt erkennt man die Einflüsse, die seine Arbeit am meisten bestimmen: Die Wiener Malerei des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, allen voran Egon Schiele und vielleicht auch Gustav Klimt (so etwa seine “Giuditta”), vereint sich mit den unverkennbaren Zügen japanischer Kunst – traditioneller wie zeitgenössischer. Das Ergebnis sind Bilder, die man als poetic pop art beschreiben könnte. An Haikus und japanische Holzschnitte erinnert eine Winterlandschaft mit Bäumen und einer einzelnen weiblichen Figur. Auch die Kalligraphie spielt eine zunehmende Rolle – die an- und abschwellende Umrisslinie modelliert einen zarten und sinnlichen Frauenkörper.
Auf dem von einer Markise beschatteten Balkon stehen in großen Flaschen Acrylfarben – der ideale Platz, um in der Schwüle Mailands Gemälde zu schaffen und Graphiken zu überarbeiten.
Auf seinem Mac Book Pro zeigt Robert mir sein Portfolio: Werbegraphiken, Illustrationen, Comics, Gemälde, Kollagen. Eine fantastische, digitale Landschaft entsteht in Photoshop. Und immer wieder findet sich die Frau, der weibliche Körper als Thema seiner Bilder. Auf seiner Webseite deadbyxmas.com kann man in seinem Comics „Angel Skin“ blättern. Auf einer Kommode neben seinem Arbeitsplatz stapeln sich Prospekte und Flyer japanischer und amerikanisch-japanischer Künstler, die Robert während seines letzten Japanaufenthaltes auf einer Kunstmesse kennen lernte. Dort lernte er auch den Galeristen Katsumi Yamato kennen, der ihn in Tokyo ausstellen möchte. Der japanische Kunstmarkt ist anders – die Aussteller auf der Messe sind neugierig und interessiert. Ich denke an Wien, wo mir die Kunstszene bisweilen inzestiös und  versnobt erscheint.
Robert erzählt von einem Club, wo jeder zwanzig Minuten bekommt, um sich vor Publikum auf der Bühne zu präsentieren – ein Holzschnitzer fertigt zu den Klängen einer Band im Eiltempo kleinen Figuren an, die er ins Publikum wirft. Ein anderer präsentiert eine neue Verpackung für Reis, die man nach dem Gebrauch als CD-Hülle verwenden kann – schräg und witzig.
Wir kehren zurück zu unserem Brunch in der Küche. Baby Noah krabbelt auf dem Küchenboden herum. Aus dem Studio hört man Stimmen – „Lost ins Translation“ bildet den Background unserer Unterhaltung. Typisch italienisch, irgendwo läuft immer der Fernseher oder in diesem Fall ein gerade eben herunter geladener Film. Dabei, so italienisch ist Robert gar nicht. Italienisch-britischer Herkunft mit österreichischen Wurzeln sieht Robert, riesengroß und blondhaarig, wie ein Normanne aus. Britisch, trocken und makaber ist sein Humor. Auf seiner Ausstellung wird sich Robert als Mae Harrington vorstellen. Warum ein weibliches Pseudonym? Robert meint, in der virtuellen Kunstszene haben es Frauen leichter. Angeblich werden auch mehr blogs von weiblichen Autoren gelesen, vor allem von männlichen Lesern. Ein interessanter Aspekt, denkt man daran, dass es bis vor kurzem noch üblich war, dass Frauen männliche Pseudonyme schufen, um höhere Erfolgschance zu haben.

Wir machen uns bereit, für unseren Zug nach Pettenasco. Robert schlüpft in sein Tennisgewand und macht sich auf den Weg zum Sportplatz – irgendwas muss man ja bei der Hitze tun…

Mehr zu Robert Nazeby Herzig findest Du hier: www.deadbyxmas.com oder auf myspace.com Mae Harrington kannst Du besser auf facebook kennenlernen.

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