Salon Februar 2008

“Der Hof der Wunder” war diesmal als Titel vorgegeben. Inspiriert von Victor Hugos “Glöckner von Notre Dame”, wo der Hof der Wunder eine Versammlung von Bettler, Gauklern, Dieben und fahrendem Volk meinte. Als weitere Inspiration sollten folgende Schlagworte dienen: “Traum und Wirklichkeit”, “Sein und Schein”, “Zirkus”, “Grenzphänomene”, “seltsame Situationen”, “Verkehrte Welt”.

Das Ergebnis waren ganz unterschiedliche Kurzgeschichten, die den Wunsch nach Freiheit und dem Wunderbaren teilten.

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Grenzüberschreitungen

„Je weiter wir uns von der Grenze entfernen desto nervöser wird sie…“
Ich spreche von meinem unruhig gewordenen Reittier. Oder spreche ich von mir?
„Sie braucht sich bloß zu entspannen – mit dem neuen Gefühl vertraut machen. Es wird schon“,
antwortet Kin – er spricht wohl eher nicht von meinem Reittier.
Mit dem Gefühl vertraut machen? Irgendwie klingt das doch ganz einfach. Und wenn es bloß irgendein
Gefühl wäre, würde ich das auch machen. Das Problem ist nur, dass ich mich irgendwie leichter, luftiger
fühle – so als würde ich mich auflösen – und ich könnte schwören, dass meine rechte Hand, in der ich den
ledernen Zügel halte, schon etwa durchsichtig geworden ist.
„Und wegen der Pferde brauchst du dir keine Sorgen machen. Sie werden für uns auch in den Tod
gehen. Solange wir standhaft bleiben, sind auch sie standhaft!“
Ich nicke, weiß aber nicht genau, wie ich das bewerkstelligen soll. Standhaft bleiben – was von mir soll
standhaft bleiben, sobald ich mich aufgelöst habe?

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